Mallorca sense sang – Mallorca ohne Blut
Wer an Spanien denkt, denkt zwangsläufig auch an die höchst umstrittene Tradition des Stierkampfes. Pro Jahr finden dort etwa 2000 Stierkampfveranstaltungen statt, ein Milliardengeschäft, ebenso in Portugal, Südfrankreich und dem spanisch beeinflussten Lateinamerika. Und so stehen sich auch auf Mallorca im Coliseo Balear in Palma, der größten Arena der Insel, jedes Jahr der prächtig gekleidete Torero und der zum Tode geweihte Stier gegenüber. Allerdings scheint es nur noch wenige Liebhaber des blutigen Rituals auf Mallorca zu geben, während die Zahl der Gegner stetig im Steigen ist.
Seinen Ursprung dürfte der Stierkampf in den römischen Tierhetzen haben, für die von den Römern oft exotische Tiere aus Afrika und Asien importieren wurden. Im Mittelalter entwickelte sich der Stierkampf, die Corrida de Toros, in den südlichen Ländern als Ritterspiel, ähnlich dem ritterlichen Zweikampf, nur, dass hier meistens der Stier den Kürzeren zog. Erst im 18. Jahrhundert entwickelte sich der Stierkampf in der heutigen Form, mit der speziellen Musik, dem kunstvollen „Tanz“ zwischen Torero und Stier, der auch auf den Tanzparketten als Paso Doble Einzug gefunden hat, und einem eigenen Regelbuch. In eigens eröffneten Stierkampfschulen wurden bereits Jugendliche in den Ablauf des dreiteiligen Kampfes eingeweiht und zu gefeierten Stierkämpfern erzogen.
Stierkampfgegner der Initiative „Mallorca sense sang“ sind sich sicher, dass es bald keine Stierkämpfe auf Mallorca mehr geben wird, denn es wurden bereits 130.000 Unterschriften gegen die Kämpfe bei der Stadt Palma eingereicht. Politische Rückendeckung erhalten die Tierschützer von mehreren Parteien der Stadtregierung, die eine Abschaffung dieser Tradition sogar in ihrem Wahlprogramm führen.
Die nächste Corrida de Toros im Coliseo Balear ist allerdings bereits für den 6. August festgelegt, wo ab 22 Uhr sechs Stiere ihr Leben lassen sollen. Eintrittskarten kosten zwischen 49,50 und 125,40 Euro. Das Geld ist aber sicher sinnbringender angelegt, wenn man es für eine der zahlreichen Konzerte, Sportveranstaltungen oder Live-Sendungen ausgibt, die im Coliseo Balear das restliche Jahr über stattfinden. Unter anderem wurden hier auch mehrere Sommer-Ausgaben von „Wetten dass….?“ übertragen. Übrigens ist Katalonien die einzige spanische Region, in welcher der Stierkampf bereits 2012 verboten wurde.