Die Gemeinde der Widersprüche – Andratx im Westen Mallorcas

Mallorca ist mitunter wegen der vielen Sonnentage so beliebt – Andratx trübt die Statistik. Die Stadt selbst liegt in einem Tal und Regenwolken bleiben nur zu oft hängen. Durch die Lage abseits der Küste ist Andratx als Touristengebiet nicht sehr bekannt und Urlauber verirren sich hierher eher für Ausflüge oder wenn die Sehnsucht nach Abkühlung zu groß wird. Die Stadt ist architektonisch zweigeteilt: Oben befindet sich nicht nur die gotische Kirche Santa Maria auf 380 Metern über dem Meeresspiegel, sondern die Häuser sind nahezu alle im gotischen und barocken Stil erhalten. Am Fuße hingegen siedelte sich die Moderne an, geblieben ist lediglich die Vorliebe für enge Gassen.

Einiges mehr an Leben spielt sich im Hafen ab, in Port d’Andratx. Nicht so sehr touristisch, denn der Bauboom diente vor allem den Zweitwohnsitzbedürfnissen der gut situierten Klientel, die sich in den umliegenden Hügeln ausbreitete. Dementsprechend exklusiv ist auch das Angebot an Restaurants, Bars und Boutiquen. Der Rummel liegt aber nicht daran, dass sich Menschenmassen um begehrte Plätze streiten – ein Großteil der Besucher möchte das Treiben nur einmal gesehen haben. Wie der Ort zu seinem Ruhm kam, ist etwas rätselhaft, wo er doch weder gut zugängliche Strände noch nennenswerte Berühmtheiten in der Geschichte vorzuweisen hat. Eine Sehenswürdigkeit ist der Ort dennoch, alleine wegen der zeitweise dort wohnenden Menschen.

Amüsant ist der Ort S’Arraco im Landesinneren. Nicht am Meer, nur ein Hotel und lediglich drei Bars an der Hauptstraße – trotzdem zieht es reihenweise Touristen hierher. Ein Grund dürfte in einer der drei Bars an der Hauptstraße liegen, in der Bar Can Viguet, die früher eine Poststelle war. Die Besitzerin der Bar ist jedenfalls die erste Quelle in Sachen Nachrichten und Veranstaltungskalender. Ein zweiter Grund dürfte in den Türen liegen, die hier jedermann offenstehen. Galerien reihen sich an Ateliers, dazwischen eine Glaswerkstatt mit Bildhauerkursen, schräg gegenüber können sich Interessierte im Korbflechten versuchen. Künstler scheinen magisch angezogen zu werden von diesem Ort und das spricht sich herum – vermutlich mithilfe von Marsiana, der Nachrichtenstelle in der Bar.