Neues Landwirtschaftsgesetz – Agroturismo und Bauern erhalten Aufwind
Mit Agroturismo verbinden die meisten Urlaub auf dem Bauernhof, was bei Mallorcaurlaubern durchaus für Überraschungen sorgt. Es handelt sich hierbei zwar um bäuerliche Betriebe, aber die Landwirtschaft selbst hat nur mehr einen untergeordneten Stellenwert. Im Vordergrund steht der Fremdenverkehr und die meisten Agroturismobetreibe können durchaus mit der Luxushotellerie mithalten. Durch die überwiegende Lage im Landesinneren war dies auch nötig, um Touristen überhaupt erst anzulocken. Viele vermissten hier, und dies zurecht, preiswerte Unterkünfte, die für die Mehrheit der Urlauber leistbar sind.
Dass sich in diesem Sektor nun etwas bewegt, liegt aber weniger an diesem Umstand, sondern beruht auf den eklatanten Umsatzrückgängen der Bauern von bis zu 40%. Nach langen Diskussionen rang sich die Balearen-Regierung schlussendlich dazu durch, bürokratische Hürden zu senken. Um die Direktvermarktung anzukurbeln, dürfen Bauern nun Ölmühlen oder Bodegas betreiben, ohne dass dafür ein allgemeines Interesse nachgewiesen werden muss. Früher dauerte das Genehmigungsverfahren für solche Projekte drei Jahre und es musste überdies die Zustimmung des Inselrates vorliegen.
Natürlich äußern Gegner die Befürchtung, dass diese Erleichterung in erster Linie den Spekulanten in die Hand spielen würde. Bestehende Gebäude können zwar zur Vermietung renoviert werden, aber Neubauten sind, außer zur Verarbeitung von eigenen Anbauprodukten ohnehin ausgeschlossen. Weshalb Befürworter der neuen Regelungen eher die Vertreter des Fremdenverkehrs hinter diesen Kritiken vermuten und sogar noch einen Schritt weitergehen. Wenn in fünf Jahren wieder Förderungen ausgeschüttet werden, sind Bauern bei der Vergabe bevorzugt.
Ein weiteres Problem bringt die Umstellung der Heizungen, die nach und nach vollzogen werden soll. Hotelbetriebe sollen in den kommenden Jahren dazu bewogen werden, ihre alten Anlagen gegen moderne, die Umweltressourcen schonende Alternativen auszutauschen. Die Regierung denkt hier vor allem an Biomasse- oder Pelletsanlagen, um den Bedarf aus eigenem Holz zu decken. Das wiederum ruft Umweltschützer auf den Plan, die in jedem Umschneiden eines Baumes ein Schwerverbrechen sehen. Hier wird sich etwas an der Einstellung ändern müssen, heißt es aus dem Agrarministerium, denn alte, kranke Bäume bedeuten auch ein erhöhtes Risiko an Waldbränden.
Das neue Gesetz dient jedenfalls nicht nur der Landwirtschaft, sondern auch den Touristen, die bald ihren Urlaub noch authentischer verbringen können.